Starke Beschäftige und starke Betriebe durch Resilienz

Individuelle Resilienz

Resilienz wird häufig als Puffer gesehen, der die negativen Auswirkungen kritischer Situationen abmildert und die Bewältigung erleichtert oder sogar erst ermöglicht. Sie beinhaltet ein breites und flexibles Verhaltensrepertoire, welches je nach Bedarf genutzt werden kann. Dieses Repertoire wird über den gesamten Lebensverlauf ständig erweitert, d. h. auch im Erwachsenenalter ist eine Erhöhung der Resilienz noch gut möglich und im Allgemeinen auch notwendig (z. B. Staudinger & Greve, 2001).

Resilientes Verhalten versetzt Menschen in die Lage, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Vor diesem Hintergrund wurde von Soucek (2016) ein Instrument entwickelt, welches vier Facetten resilienten Verhaltens bei der Arbeit aufgreift (s. Abb. 39):

Individuelle Resilienz

Abbildung 1. Resilienz-Modell für die Arbeit nach Soucek et al. (2016).

Die erste Facette umfasst einen erfolgreichen bzw. konstruktiven Umgang mit den eigenen emotionalen Reaktionen (z. B. Unruhe oder Ärger) als Folge von kritischen/schwierigen/unerwarteten Ereignissen (emotionale Bewältigung). Die Wahrnehmung dieser Situation als eine Chance, die eigenen Fähigkeiten herauszufordern, Kompetenzen einzubringen und weiterzuentwickeln stellt die zweite Facette dar (positive Umdeutung). Im dritten Schritt soll das Verhalten entsprechend geplant werden, wobei mehrere Möglichkeiten zur Lösung eines Problems herangezogen werden (umfassende Planung). Schließlich wird das Verhalten zielgerichtet zur Bewältigung dieser Situation eingesetzt und der Lösungsansatz ausdauernd verfolgt (fokussierte Umsetzung). Dabei können personale Ressourcen, welche relativ stabil sind, auch unterstützend wirken. Diese Facetten resilienten Verhaltens hängen mit den personalen Ressourcen zusammen (berufliche Selbstwirksamkeit, Optimismus und Achtsamkeit) und können zur psychischen Gesundheit beitragen (Soucek et al., 2016). Da diese personalen Ressourcen nur sehr bedingt im Rahmen von Personal- und Organisationsentwicklung beeinflussbar sind, bezieht sich die Definition, die im Rahmen des Resilienzkompasses Anwendung findet, auf veränderliche situative Verhaltensstrategien zur Bewältigung von Krisen (Coping-Strategien).